Geschichtliches zu den Hamburger Spielhäusern
Die ersten Hamburger Spielhäuser entstanden in der Wiederaufbauphase der zerstörten Stadt nach dem 2. Weltkrieg. Ein Blick auf projektierte und praktizierte Beispiele in anderen Ländern – „Nachbarschaftsplätze“ in Holland und den USA, „Robinsonspielplätze“ in der Schweiz, „Gerümpelspielplätze“ (skrammellegepladser/byggelegepladser = Bauspielplätze) in Dänemark, „Parktantenplätze“ in Schweden – löste eine intensive Diskussion über die optimale Gestaltung von Spielplätzen aus, die schließlich 1953 in den Wallanlagen in die Eröffnung eines ersten pädagogisch geleiteten Spielplatzes mit festem Spielhaus mündete. Dieser Umstand ist vor allem der Tatkraft und Beharrlichkeit einiger zupackender Frauen zu verdanken: Der Deutsch-Amerikanische Frauen-Club Hamburg e.V. baute das Spielhaus, finanziert durch Einnahmen aus wohltätigen Veranstaltungen und Sammelaktionen und setzte gemeinsam mit der damaligen Jugendsenatorin, Paula Karpinski, entgegen finanzieller Bedenken die Anstellung einer hauptamtlichen Leiterin durch. Diesen Posten übernahm eine weitere energische Frau: Paula Mollenhauer, mehrfache Hamburger Meisterin im Diskuswerfen und Bronzemedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin.
In den folgenden Jahren fand die Idee der betreuten Spielplätze mehr und mehr Zuspruch. Weitere Spielhäuser wurden gebaut, weitere Förderer trugen zur Finanzierung bei. Erste Erfahrungswerte aus der pädagogischen Arbeit auf den bestehenden Plätzen flossen in die Konzeption der künftigen Spielplatzarbeit und die Planung der Räumlichkeiten und Plätze ein. Wegen der starken Frequentierung der pädagogisch geleiteten Spielplätze durch teils mehrere Hundert Kinder am Tag wurde z.B. die noch 1956 bestehende Planung eines Bauspielplatzbereichs am Spielplatz Jungiusstr./Wallanlagen zurückgestellt. Erst in den 70er Jahren wurde die Idee, betreute Bauspielplätze einzurichten, wieder aufgegriffen.
An den Vormittagen wurden Spielhäuser und Plätze vornehmlich von jüngeren Kindern besucht, wobei zusätzlich zur Leiterin in der Regel Mütterhilfen zur Aufsicht und/oder Honorarkräfte für besondere Angebote anwesend waren. Nachmittags standen die 6-14jährigen Schulkinder im Mittelpunkt. Sie fanden hier einen geschützten Freiraum und Gelegenheit auf dem Platz und im Haus mit anderen Kindern zu spielen und mit den der Einrichtung zur Verfügung stehenden Spielen, Geräten und Materialien zu hantieren. Sogenannte „Interessengruppen“ boten zusätzlich die Möglichkeit in kleinem Kreis unter Anleitung besonderen Neigungen nachzugehen.
Soweit sich in der täglichen Arbeit auf den Spielplätzen ein Bedarf für zusätzliche Angebote zeigte – sei es für die Hauptzielgruppe unter den Besuchern oder beispielsweise auch für Eltern oder Jugendliche, die aus dem Spielhaus „herausgewachsen“ waren – wurde, wenn möglich, versucht diese zu realisieren.
Im Prinzip hat sich dieses Konzept bis heute erhalten. Gemäß der gesellschaftlichen Entwicklung passen die Spielhäuser ihr Angebot kontinuierlich den sich verändernden Lebenslagen und Bedürfnissen der Besucher an. Soweit die finanzielle Ausstattung dies zulässt!
Dabei ist die Finanzierung traditionell zweigeteilt: In den Anfängen erforderte der Bau eines Spielhauses eine Deckung von mindestens 50% der Baukosten durch Spenden. In Sachen Spenden engagiert sich bis heute der Deutsch-Amerikanische Frauen-Club e.V. (DAFC). Dieser hat damals den Bau von zehn Häusern (ganz bzw. später teilweise) finanziert und mit der Stadt Hamburg die Übernahme der Personalkosten verhandelt. Über Jahre trug die Stadt Hamburg die Personalmittel und kümmerte sich auch um die Bauerhaltung. Von Anfang an bis heute unterstützen neben der Stadt Hamburg auch andere Organisationen, Baugenossenschaften, Firmen und Privatpersonen die Hamburger Spielhäuser mit finanziellen Mitteln.
Heute gibt es noch 38 Spielhäuser und Kinderzentren, davon 12 in freier Trägerschaft. Seit den 1970er Jahren gibt es auch (einige) Spielhäuser mit angebundenem Bauspielplatz, seit einigen Jahren vermehrt Eltern-Kind-Gruppen und oftmals eine enge Zusammenarbeit it umliegenden Schulen. So entwickelt sich das Konzept der Spielhäuser weiter: Offen für die Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher!